Auswanderung

Außer der preußischen Verwaltungsänderung von 1816 haben sich auch Änderungen für die Landwirtschaft ergeben. Man war bestrebt, die extensive Weidewirtschaft abzubauen. Die Heide- und Niederwaldflächen sollten aufgeforstet werden.
Die Gemeinde wollte aber ihre aus dem 17. Jahrhundert stammenden Rechte nicht aufgeben, was sich aus zwei Streitsachen in den Gerichtsakten des Landesarchivs Koblenz ergibt. Bei der Eingabe von Dillendorf und Nieder Kostenz gegen die preußische Regierung wollte die Gemeinde Dillendorf der Regierung beweisen, dass sie seit dem 17. Jahrhundert im Dillwald (heutiges Brauschied, dem Namen nach wohl ein herrschaftlicher Wald, der zur Burg Dill gehörte) ein Weiderecht besaß und das Recht zum Waldbrennen und Waldheuen hatte. In anderer Streitsache aus dem Jahr 1816, in der sich die Dörfer Kappel, Kludenbach, Todenroth, Metzenhausen, Nieder Kostenz, Ober Kostenz und Schwarzen gegen die Aufgabe der Eichelmast und Weidegerechtsame im Hinterwald wehren. Nieder Kostenz hatte damals die Weidegerechtsame im Hinterwald aufgegeben, Ein Teil der Dörfer durfte diesen aber noch eine zeitlang behalten.

Preußen hat den Dillwald aufgeforstet. Dadurch wurde die Weidemöglichkeit sehr eingeschränkt. Hinzu kam noch, dass Napoleon schon vorher Ländereien aus herrschaftlichem Besitz veräußert hatte. Man war somit gezwungen, zu einer intensiveren Landbewirtschaftung überzugehen.
Intensiver wirtschaften hieß aber auch, mehr Kapital einzusetzen. Das konnten sich viele ärmere, kinderreiche Familien, nicht leisten. Durch die Realteilung wurde außerdem die Erbmasse so klein, dass nichts mehr zu teilen war.

In Südamerika, vor allem in Brasilien, war man damals bestrebt, das Land zu besiedeln. Durch Werbeagenturen wurden auch auf dem Hunsrück Menschen angewerbt. Das Land Brasilien war bereit, jedem Einwanderer 70 bis 80 ha Land zur Verfügung zu stellen; ein verlockendes Angebot. Andererseits war es schwer, sich zum Auswandern zu entschließen, man musste für immer von der Heimat, der Familie, den Bekannten und Freunden Abschied nehmen war in der neuen Heimat ganz auf sich gestellt.

Trotzdem gab es für den Geburtenüberschuss aus den vielen kinderreichen Familien der damaligen Zeit keine andere Chance als die, den Hunsrück zu verlassen. Junge Eheleute, die außer ihrer Arbeitskraft kein Vermögen hatten, waren gezwungen auszuwandern oder sich in den Industriezentren nach Erwerbsmöglichkeiten umzusehen.

Ortsgemeinde Nieder Kostenz

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